Fragen zu Bitcoin

Wer sich eine eigene Meinung zu Bitcoin bilden will, wird sich mit einigen der nachfolgenden Fragen und Kritikpunkten auseinandersetzen müssen.

Wenn Du Dich fragst, warum Veröffentlichungen über Bitcoin oft negativ und manchmal unsinnig sind, dann findest Du hier Erklärungsansätze. Glücklicherweise hat sich die Berichterstattung über Bitcoin in den zweiten Hälfte 2024 merklich verbessert.

Ich empfehle Dir bei Bitcoin.org reinzuschauen, die bieten viele ausgezeichnete Erklärungen zu den wichtigen Fragen rund um Bitcoin.

Übersicht

Ist Bitcoin ein Betrugssystem?

Der Kritikpunkt, dass Bitcoin ein betrügerisches System darstellt, ist m.E. unhaltbar:

  • Die Regeln, nach welchen Bitcoin funktioniert, wurden von Anfang an festgeschrieben und in vollem Umfang1 bekannt gemacht worden. Diese Eigenschaft gilt ganz besonders für die Geldmenge, die von Anfang an strikt auf 21 Millionen Bitcoin begrenzt ist.
  • Die Ausgabe der Bitcon begann zeitgleich mit der Veröffentlichung der Software. Das ist eine essentielle Voraussetzung für die Akzeptanz dieses neuen Geldes, weil grundsätzlich jedem, der über eine Internet-Verbindung und einen Laptop verfügte, die Möglichkeit offen stand, von Anfang an mit dabei zu sein2.
  • Bitcoin wurde vorgeworfen ein Schneeballsystem zu sein. Im Unterschied zu jenem gibt es jedoch bei Bitcoin keine neuen Leute zu rekrutieren und der Nutzen, den ich aus Bitcoin ziehe, ist unabhängig davon, ob weitere Personen nun durch mich oder selbständig zu Bitcon finden.
  • Es wurde behauptet, Bitcon sei ein Ponzi-Schema, benannt nach Charles Ponzi. In einem Ponzi-Schema wird den Anlegern vorgegaukelt, dass die eingezahlten Gelder profitabel investiert werden, was jedoch nicht geschieht. Um den Anschein profitabler Inestitionen aufrecht zu erhalten, werden die Gelder neuer Anleger den bestehenden als Gewinne gutgeschrieben und teilweise auch ausbezahlt. Sobald keine weiteren Anleger mehr gefunden werden, bricht das System in sich zusammen. Bei Bitcoin gibt es keine Renditeversprechungen und es gibt auch keine Zentralstelle, welche die Anlagen verwaltet. Die Bitcoin, welche ich halte, gehören mir, unabhängig davon ob nach mir weitere Leute Bitcoin kaufen oder nicht.
  • Bitcoin hat einzigartige monetäre Eigenschaften, die kein anderes Geld besitzt. Daraus leitet sich das Vertrauen der Anleger und den Wert den diese darin sehen ab.

Wird Bitcoin vor allem zur Finanzierung illegaler Geschäfte benutzt?

Zur Beantwortung verweise ich hier auf die Ausführungen von Bitcoin Alps:

Im „Crypto Crime Report 2022“ der Firma Chainalysis wird der Anteil der illegalen Kryptotransaktionen mit lediglich 0,15% für das Jahr 2021 geschätzt. Hier einige Punkte aus dem eingangs verlinkten Bericht:

  • Der Anteil illegaler Krypto-Transaktionen nimmt laufend ab und war noch nie so tief. Der Trend zeigt einen sinkenden Anteil an illegalen Transaktionen. Die einzige Ausnahme stellte das Jahr 2019 dar, in welchem der PlusToken-Betrug mit viele Transaktionen zu Buche schlug.
  • Betrugsfälle finden sich gehäuft bei sog. DeFi-Produkten (dezentrale Finanzprodukte). Zum einen wird in diesem Bereich viel Publicity gemacht, die das Volumen im 2021 um 912% hat ansteigen lassen. Zum andern wurden Anleger mit den krass hohen «Gewinnen» einiger Tokens wie Shiba Inu angelockt.
  • Für technisch versierte Personen ist es sehr einfach neue DeFi Tokens zu kreieren und diese an öffentlichen Börsen gelistet zu bekommen selbst dann wenn, kein unabhängiges Code-Audit gemacht wurde.

Obwohl der Anteil illegaler Transaktionen klar abnimmt, betrug das Volumen gemäss obigem Bericht 14 Mia. Dollar, was nicht zu vernachlässigen ist. Ich möchte Dich jedoch dazu anhalten, die quantitativen Verhältnisse zu berücksichtigen3. Bei der Bekämpfung illegaler Transaktionen muss der US-Dollar und nicht Bitcoin im Mittelpunkt stehen.

Ich möchte hier nochmals verdeutlichen, dass Bitcoin nicht “crypto” ist. Die Kategorie mit dem stärksten Zuwachs an gestohlenen Geldern war in 2022 die Kategorie “DeFi (decentralized finance)”. DeFi spielt sich hauptsächlich auf Ethereum und anderen “smart contract” Plattformen ab. Personen, die Bitcoin auf Hardware-Wallets (in “cold storage”) halten, wurden bis heute weitgehendst vor Diebstahl verschont.

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Braucht Bitcoin wirklich zu viel Strom?

Bitcoin mining is everything you don’t know about Bitcoin combined with everything you don’t know about energy.

Brandon Quittem

Ich möchte Dich auf die Tatsache aufmerksam machen, dass wir es bei Bitcoin mit einem transparenten System zu tun haben. Nicht nur sind alle Transaktionen jederzeit öffentlich einsehbar, auch der Energieverbrauch lässt sich recht genau berechnen oder zumindest präzise schätzen. Transparenz ist m.E. eine nützliche Eigenschaft, und Bitcoin beschreitet hier ganz neue Wege. Logisch stürzen sich auch die Kritiker auf die Zahlen.

Ironischerweise wird die Energiekritik zuweilen von Vertretern von Branchen vorgebracht, deren Transaktionen im Geheimen stattfinden und/oder deren Energiebedarf weder bekannt ist noch abgeschätzt werden kann.

Es lässt sich mit Zahlen, die ich weiter unten aufführe, belegen, dass der Anteil an erneuerbarer Energie, die Bitcoin zur Absicherung des Netzwerks benötigt, von Jahr zu Jahr steigt. Bevor wir uns jedoch mit den Zahlen beschäftigen, möchte ich Sie fragen, über welchen anderen Bereich des menschlichen Lebens Sie so häufig gehört haben, dass er zu viel Strom oder Energie benötigt. Und: Wärst Du besorgt, wenn Du wüsstest, dass die Bekleidungsindustrie 1% mehr Energie benötigte als im Vorjahr? Bitcoin braucht weniger als dieses eine Prozent.

Das “Bitcoin Mining Council” wurde im Mai 2021 ins Leben gerufen, um Transparenz zu schaffen und den Fragen und Bedenken der Öffentlichkeit Antworten zu liefern. Das BMC vereint 57 Firmen mit einem Anteil von 43% der globalen Hash-Rate4; es kann also als repräsentativ für die Branche betrachtet werden.

In seinem Bericht per Ende des ersten Halbjahres 2023 wurde für alle dem BMC angeschlossenen Miner folgendes gemessen:

  • das Bitcoin-Netzwerk verbraucht nur einen kleinen Anteil der globalen Energieproduktion5 (21 bps oder 0.21%)
  • der Anteil des globalen CO2-Ausstosses für den Bitcoin verantwortlich6 ist, beträgt 14 bps oder 0.14%
  • Bitcoin ist die Branche mit dem höchsten Anteil (ca. 50%) an erneuerbaren Energien
  • Es gibt weltweit einen riesigen Bestand an ungenutzter Elektrizität (wasted energy7), deren einziger Käufer heute Bitcoin ist. Miner sind diejenigen Abnehmer, welche am wenigsten für den Strom bezahlen können. Es ist sehr einfach, Miner zu überbieten und Bitcoin konkurrenziert in den meisten Fällen mit keiner anderen Anwendung den Strom weg (Ausnahmen sind die kurzen Phasen nach einem starken Preisanstieg, bis sich der Markt wieder normalisiert hat)
  • Miner sind für eine Reihe von Anwendungen verantwortlich, die den Ausstoss von Treibhausgaben aktiv vermindern (Ersatz von Flare Gas durch Methan-Turbinen mit effizienterer Umwandlung von Methan in CO2 (Methan ist ein 25x gefährlicheres Treibhausgas als CO2)

Der von Anfängern oft genannte Kritikpunkt “Bitcoin braucht mehr Strom als [hier bitte den Namen eines kleineren Landes einsetzen]” ist völlig unsinnig. Diese Vergleiche sind fragwürdig, weil die Menschen beides brauchen: gutes Geld und Strom. Wenn schon müsste man den Energiebedarf des Banken- und Zentralbankensystems mit demjenigen von Bitcoin vergleichen.

Wem es also tatsächlich um die Reduktion des CO2-Ausstosses geht, wird sein Augenmerk auf die grossen Verursacher wie z.B. die Baubranche, die Transportindustrie, die Verteidigung, oder die Klimaanlagen legen.

Im Interview mit dem Titel Dispelling False Narratives About Bitcoin schildert Daniel Batten eindrücklich wie und warum viele Medien irrtümlich davon ausgehen, Bitcoin wäre schlecht für die Umwelt. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, sieht es bei genauerer Betrachtung so aus, als dass genau das Gegenteil ist der Fall.

Roger Detente hat in diesem Video detailiert zur desaströsen Kampagne von Greepeace USA Sttellung bezogen.

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Ist Bitcoin Schlecht Für die Umwelt?

Dies ist eine grosse und wichtige Frage, die sich nicht einfach beantworten lässt. Wer sich umfassend mit der Frage auseinandersetzen will, dem seien Kapital 9 und 10 des Buchs Resistance Money von Andrew M. Bailey, Bradley Rettler und Craig Warmke empfohlen. Die frei Philosophen befassen sich ohne ideologische Voreingenommenheit mit obiger Frage und kommen zum Schluss, dass Bitcoin über alles gesehen positiv für die Menschheit ist.

Bitcoins CO2-Emissionen sind etwa 5 mal höher als diejenigen von YouTube und etwa die Hälfte dessen, was der Gold-Abbau ausstösst. Von den gobal jährlich ausgestossenen 49.2 MtCO2 ist Bitcoin für 0.13% verantwortlich8. Dieser Anteil kann nur mit Blick auf Bitcoins Nutzen für die Welt und im Vergleich mit anderen Technologien beurteilt werden.

Will man den Vorwurf der Voreingenommenheit vermeiden, ist es wichtig, den Anteil der öffentliche Diskussion proportional zur Menge produzierten CO2 zu gestalten. Dann sollten wir 5 mal so häufig über Bitcoin sprechen wie über YouTube. Und wir sollten 33 mal so viel über die Bekleidungsindustrie sprechen wie über Bitcoin.

In diesem 30-minütigen Podcast Episode des Bitcoin Infinity Podcasts9 erklären Ram und Krishna sehr viele wichtige Zusammenhänge rund um Bitcoin, den Dollar, und die Energie, welche beide Systeme benötigen. Diese dreissig Minuten sind ein ausgezeichneter Start ins Thema.

Daniel Batten erklärt in diesem Vortrag, dass der Bitcoin keine Ausnahme darstellt, wie viele andere radikal neue Technologien vor ihm, anfänglich falsch verstanden und kritisiert wird, bevor die rationalen Stimmen Überhand gewinnen. Er zieht Analogien zum Fahrrad und zum Radio.

Er zeigt, dass sich an die 5000 kritische Kommentare und Publikationen auf eine einzige unhaltbaren Publikation von Alex de Vries aus 2018 berufen.

Laut Battens Analyse ist Bitcoin momentan die einzige Technolgie, die eine Chance hat, ohne Subventionen eine Reduktion der Treibhausgase zu bewirken und, entgegen der Analyse der anfänglichen Kritiker, nicht nur neutral sondern netto positiv für die Umwelt zu sein.

Auch durch seine Analyse liegt der Schluss nahe, dass es keinen zwingenden Grund gibt aus heute Bitcoin zu verbieten um die Umwelt zu schützen.

Ist Bitcoin ungerecht verteilt?

Einige Leute machen sich verständlicherweise Gedanken, ob das Bitcoin-System auch als fair angesehen werden kann. Dies ist eine ethische Frage, die sich gleichermassen für alle anderen erstrebenswerten Güter stellt.

Es gibt momentan wohl zwischen 100 und 200 Millionen Bitcoiner. Das bedeutet, dass es auch ca. 8 Milliarden Menschen ohne Bitcoin gibt. Der Trend geht aber in die richtige Richtung und die Verbreitung von Bitcoin nimmt gemäss der oben zitierten Arbeit von Bailey et al. zu.

Ich möchte an dieser Stelle auf zwei weitere Artikel zum Thema verweisen:

  • River ist in diesem übersichtlichen Artikel (auf Englisch) auf die Verteilung von Bitcoin eingegangen. Sie kommen zum Schluss, dass die Ausgabemethode von Bitcoin die einzig faire Methode darstellt, da sie allen Teilnehmern die gleiche Chance bietet. Satoshi Nakamoto, der in den ersten Monaten und Jahren rund 1 Mio. oder 5% aller Bitcoin gemined hat, gab bisher noch keinen einzigen davon aus. Dies ganz im Gegensatz zu den Gründern vieler Copy-Coins, die nachher auf den Markt kamen.
  • Auch der Blocktrainer hat sich im Artikel Das Bitcoin-Vermögen ist besser verteilt als gedacht! dem Thema angenommen. Sie kommen zum Schluss, dass über die Jahre eine stete Umverteilung der Bitcoin von grossen zu kleinen Anlegern stattfindet.

…mehr zur Verteilung von Bitcoin

Ist Bitcoin unsicher?

Das Bitcoin-Protokoll wurde in den vergangen 15 Jahren noch nie geknackt. Dies ist besonders beachtlich, weil erstens die Belohnung für erfolgreiche Angreifer immens ist, und zweitens, weil Bitcon ununterbrochen läuft und eine von anderen Finanzdienstleistern unerreichte Uptime von 99.9% aufweist.

Hörte man im Zusamamenhang mit Bitcoin von Diebstählen und Verlusten, so lag das Problem bisher nicht an Bitcoin selber, sondern an angegliederten Systemen wie z.B. unsicheren Wallets, betrügerischen Web-Seiten, sowie Phishing-Attacken und weiteren sozialen Angriffen auf die Benutzer.

Glücklicherweise wurde die Sicherheit der Verfahren, der Geräte, und auch der Bitcoin-Banken laufend erhöht.

Die regelmässigen Treffen von Bitcoin Weesen wurden nicht zuletzt deshalb ins Leben gerufen, um Menschen vor vermeidbaren Fehlern zu bewahren und im Rahmen der Treffen kostenlose fachkundige Unterstützung anzubieten.

Mehr zur Sicherheit

  1. Bitcoin ist open-source, was bedeutet, dass sämtliche Details zur Funktionsweise bis hin zum einzelnen Buchstaben offen gelegt sind. Auch wenn man selber nicht in der Lage ist, diesen Code zu verstehen, so kann man sich immerhin die Urteile und Debatten anderer unbefangener Personen anhören. Im klassischen Finanzsystem fehlen vergleichbare Einblicke. ↩︎
  2. Im Vergleich dazu haben viele Altcoins, wie z.B. Ethereum, einen Grossteil der Coins schon vor der Veröffentlichung privat ausgegeben, ein Vorgang der heute als «pre-mine» bezeichnet wird, Diese Coins wurden anschliessend verkauft, um damit die Entwicklung zu finanzieren. ↩︎
  3. Man muss berücksichtigen, dass im klassischen Finanzsystem die ausgesprochenen Bussen schon fast so hoch ausgefallen sind, wie das gesamte illegale Volumen der Krypto-Betrugsfälle. Und Bitcoin ist da nur ein Teil von. ↩︎
  4. Die Hash-Rate beziffert den totalen Rechenaufwand, den das Mining-Netzwerk betreibt, um Bitcoin gegen Angriffe aller Art abzusichern. ↩︎
  5. Bei einem globalen Energieverbrauch von 167‘788 TWh war Bitcoin für 348 TWh verantwortlich. ↩︎
  6. Der globale CO2-Ausstoss wird auf 34.8 Milliarden Tonnen geschätzt. Der Anteil, für den die Bitcoin Miner indirekt verantwortlich sind, b{eträgt 0.05 MiaT. ↩︎
  7. Der Grund, warum Energie als nicht nutzbar (wasted, stranded) bezeichnet wird, ist weil zu einer bestimmten Zeit am Ort der Produktion kein Abnehmer gefunden werden kann. Um das Netzwerk zu balancieren gibt es nur die Möglichkeit, die Produktion temporär einzustellen oder zu drosseln. ↩︎
  8. Resistance Money, Andrew M. Bailey, Bradley Rettler, and Craig Warmke, 2024, Chapter 10, ISBN 978-1-03-277780-1 ↩︎
  9. Der Podcast wurde mittlerweile in The Bitcoin Infinity Show umbenannt, und ist eine tiefe und ausgezeichnete Quelle um Bitcoin zu verstehen. ↩︎

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